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Epilepsie, auch „die Heilige Krankheit“ bezeichnet. Jeder, der einen „Grand mal“ Anfall einmal beobachtet hat, dem ist klar, warum die Erkrankung diesen Namen trägt.

Die Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Kindesalters und die häufigste neurologische Erkrankung überhaupt. Etwa 1 von 100 – 200 Personen leidet aktuell unter Epilepsie. Was die Neuerkrankungen angeht, erkranken im Kindesalter jährlich 90/100 000 Kindern neu, wobei die Hälfte der Patienten vor dem 10. Lebensjahr, 2/3 vor dem 20. Lebensjahr. Erst ab dem 60. Lebensjahr kommt es wieder zu einer Zunahme an Neuerkrankungen.

Berücksichtigt man auch einzelne epileptische Anfälle, so haben 5% der Bevölkerung mindestens einmal im Leben einen epileptischen Anfall, 10% zeigen eine Anfallsbereitschaft im EEG. Es ist also damit zu rechnen, dass in jeder Schulklasse ab 20 Kindern ein Kind anzutreffen ist, das einen cerebralen Anfall bereits erlebt hat oder im späteren Leben noch erleiden wird. Statistisch müsste in jeder Schule mindestens ein Kind zu finden sein, das unter Epilepsie leidet.

Zu den prominenten (historischen) Vertretern mit Epilepsie gehören unter anderem Julius Cäsar, Dostojewskij, Paganini, Erzherzog Karl von Österreich oder auch Georg Friedrich Händel.

Doch was geschieht bei der Epilepsie? Grundsätzlich muss man sagen, dass der epileptische Anfall ein Symptom der Erkrankung ist, in etwa wie der Schmerz Symptom eines Knochenbruchs. Wie bereits erwähnt, arbeiten Nerven in Zellverbünden zusammen. Ist eine solche Gruppen von Nervenzellen im Gehirn geschädigt, kann es in der Folge, je nach betroffener Hirnregion, zu plötzlichen und unwillkürlichen stereotypen Verhaltens- oder Befindensstörungen sowie Bewegungsstörungen kommen. Ein Beispiel hierfür ist der generalisierte epileptische Anfall. Man nimmt an, dass ein Ungleichgewicht vor Erregung und Hemmung in diesen neuronalen Netzen epileptische Anfälle entstehen lässt.

Die Ursachen der Epilepsie sind vielfältig. Kommen im Kinder und Jugendalter gehäuft idiopathische Epilepsien, also Erkrankungen bei denen keine Ursache gefunden wird vor, so sind es im Erwachsenenalter häufig symptomatische Epilepsien. Bei diesen liegt eine Schädigung des Hirngewebes, beispielsweise im Rahmen von Tumorerkrankungen, Schlaganfällen, Entzündungen oder auch Abbauprozessen vor.

Grundlage der Behandlung einer Epilepsie ist eine medikamentöse Therapie mit „Antikonvulsiva“. Häufige Vertreter dieser Gruppe sind das moderne Levetiracetam, Lamotrigin oder auch Valproat. Daneben gibt es je nach Epilepsieform noch zahlreiche andere Wirkstoffe. Bei besonders komplizierten Verläufen, bei denen eine Anfallskontrolle auch durch Wirkstoffkombinationen nicht zufriedenstellend ist, können chirurgische Maßnahmen wie der Vagusnervstimulator oder auch epilepsiechirurgische Eingriffe zur Anwendung kommen.