Um bestimmte neurologische Fragestellungen zu beantworten sind neben der detaillierten Erhebung der Krankengeschichte sowie einer neurologischen Untersuchung gelegentlich weitere Untersuchungen nötig.

Bei der Diagnostik entzündlicher Erkrankungen des zentralen Nervensystems oder auch degenerativen Erkrankungen ist es gelegentlich notwendig das Nervenwasser, auch Liquor cerebrospinalis, zu untersuchen. Dieses wird im Höhlensystem des Hirnes durch Gefäßschlingen gebildet (dem sogenannten Ventrikelsystem), durchfließt dieses System um im Bereich des Hirnstamms aus kleinen Öffnungen auszutreten und schließlich das Hirn zu umspülen. Über das große Hinterhauptloch gelangt es aus dem Schädel in den Rückenmarkskanal und umspült auch das Rückenmark. Im Bereich der Austritte der Rückenmarksnerven gibt es bestimmte Aussackungen, in welchen das gebildete Nervenwasser wieder resorbiert.

Die Funktion des Nervenwassers ist einerseits der Schutz des zentralen Nervensystems (Hirn und Rückenmark schwimmen sprichwörtlich im Liquor) sowie der Ernährung der oberflächlich gelegenen Nervenzellen. Im „normalen“ Liquor findet sich daher in der Hauptsache Wasser und Glukose sowie eine geringe Konzentration an Eiweißstoffen. Ein Schutzwall auf zellulärer Ebene, die Blut-Hirn-Schranke, sorgt dafür, dass keine Infektionen, Giftstoffe oder Krankheitserreger in das Nervenwasser eindringen. Diese Barriere verhindert jedoch auch, dass Entzündungen oder andere Erkrankungen des zentralen Nervensystems im Blut nachgewiesen werden können.

Bei der Lumbalpunktion (nicht Rückenmarkspunktion) wird im Bereich der Lendenwirbelsäule mit einer hauchdünnen Nadel der Rückenmarkskanal (Spinalkanal) punktiert und eine kleine Menge des Wassers abgelassen. Dieses wird anschließend im Labor auf die Zellzahl, die Konzentration des Eiweißes und auch auf Antikörper untersucht. Zudem werden bei bestimmten Fragestellungen, wie z.B. bei der Frage nach Alzheimer oder der Multiplen Sklerose, weitere Untersuchungen durchgeführt.

Diese an sich harmlose und relativ schmerzarme Untersuchung erfordert, trotz der in der Regel nur geringen Menge Nervenwasser die gewonnen wird (zwischen 6 und 10 ml), ein behutsames Vorgehen und auch steriles Arbeiten um Infektionen zu verhindern. Auch muss die Blutgerinnung in Ordnung sein, Medikamente die diese beeinflussen (nicht ASS) müssen ggf. pausiert werden.

Im Rahmen eines Aufklärungsgespräches wird im Vorfeld der Punktion ausführlich über den Ablauf und die Risiken des Eingriffes aufgeklärt und etwaige Fragen beantwortet.