Grundsätzlich kann das Nervensystem des Menschen in zwei Bereich unterteilt werden. Das zentrale Nervensystem, bestehend aus Gehirn und Rückenmark, und das periphere Nervensystem. Letzteres besteht aus einer Vielzahl an Nerven. Diese entstehen nach dem Austritt aus dem Rückenmark, wo die sogenannte Nervenwurzeln entspringen und sich anschließend im Falle der Arme und der Beine in einem komplizierten Geflecht Fasern austauschen. Diese peripheren Nerven versorgen bestimmte Hautbereiche mit sensiblen Fasern und steuern bestimmte Muskeln an.

Erkrankungen können dabei einerseits mehrere Nerven gleichzeitig befallen, wie es zum Beispiel bei der Polyneuropathie der Fall ist. Auch gibt es entzündliche Erkrankungen, welche die peripheren Nerven betreffen und akute schwere Erkrankungen auslösen können. Ein Beispiel hierfür ist das durch Borrelien ausgelöste Bannwarth-Syndrom oder auch Neuroborreliose genannt.

Andererseits ist auch die Schädigung einzelner Nerven ein häufiger Grund zur Vorstellung bei einem Neurologen. Zu einer der häufigsten Schädigungen eines peripheren Nerven zählen die Kompressions- bzw. Engpassyndrom, wie das Carpaltunnel-Syndrom. Dieses entsteht durch eine Einengung des Nerven im Bereich des Handgelenks durch mechanische Beanspruchung, wie sie regelmäßig bei Arbeiten mit den Händen auftreten kann. Dabei kommt es zu für die einzelnen Nerven typischen Ausfallerscheinungen, wobei sowohl sensible Symptome als auch motorische Ausfälle möglich sind.

Die Diagnostik und Differenzierung der Erkrankungen erfordern, neben der ausführlichen Erhebung der Krankengeschichte und der neurologischen Untersuchung häufig auch die Vermessung einzelner Nerven, der so genannten Neurographie.

Ein typisches Symptom der Schädigung peripherer Nerven sind kribbelnde oder elektrisierende, teilweise auch schmerzhafte Missempfindungen in den jeweilig versorgten Hautarealen, Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl) oder auch Lähmungserscheinungen einzelner Muskeln oder ganzer Muskelgruppen. Im Fall der Polyneuropathien, wie sie beim fortgeschrittenen und schlecht eingestellten Diabetes mellitus (der „Zuckerkrankheit“) vorkommen können, beginnen diese Symptome oft in den Füßen und können sich im Verlauf der Erkrankung auf andere Körperregionen ausbreiten.

In Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Erkrankung finden sich unterschiedliche Therapiemöglichkeiten. Teilweise können aber auch nur Symptome gelindert werden. Um auf das Beispiel der diabetischen Polyneuropathie zurück zu kommen, ist die Behandlung dabei ausgerichtet auf eine gute Einstellung des Diabetes. Gegen schmerzhafte oder kribbelnde Missempfindungen, die häufig auch als „Positivsymptomatik“ bezeichnet werden, gibt es medikamentöse Therapieoptionen. Bei fehlendem Gefühl (Taubheit), was auch als „Negativsymptom“ bezeichnet wird, stehen leider keine gut untersuchten Therapiemöglichkeiten zur verfügung.
Was die Engpassyndrome, allen voran das Carpaltunnelsyndrom angeht, so können hier einerseits konservative Maßnahmen helfen (Schienung und Ruhigstellung), andererseits kann dem „eingeengten“ Nerven durch einen kleinen operativen Eingriff platz zur Erholung geschaffen werden.